Standpunkte: Nachhaltigkeit
20. Februar 2013
Wohl kaum ein Wort hat in ökologischen Zusammenhängen steiler Karriere gemacht als der Begriff „nachhaltig“ oder „Nachhaltigkeit“. Versucht man dem Kern des beliebten Attributes im Rahmen einer Google Suche auf die Spur zu kommen, so erhält man auf Anhieb mehr als 15 Millionen Treffer.
Die derart inflationäre Verwendung eines an sich positiv besetzten Begriffes, der dann irgendwann auch noch den allersimpelsten Dingen einen Hauch „Bio“ verleihen soll, ist mit einem Verlust an Inhalt verbunden.
Die Ursprünge der „Nachhaltigkeit“ könnten möglicherweise auf eine forstwirtschaftliche Fachschrift aus dem Jahre 1713 zurückgehen. Hans Carl von Carlowitz – der Verfasser – beschäftigt sich in seiner Abhandlung „Sylvicultura Oeconomica“ mit der Frage einer dauerhaften Versorgung des damals florierenden sächsischen Bergbaus mit Bau- und Brennholz – dies zu einer Zeit als das unmittelbare Umland der Bergbauzentren bereits infolge Übernutzung nahezu vollständig entwaldet war.
Einige seiner Einschätzungen treffen durchaus noch auf unsere Zeit zu. So wendet er sich gegen eine nur auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtete Ausbeutung der Erde.
Er fordert stattdessen einen „pfleglichen“ Umgang mit den natürlichen Ressourcen und eine„nachhaltende“ Nutzung des Naturgutes Wald durch die verantwortlichen Personen. Eine langfristige Erhaltung sei nur durch ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen geschlagener Holzmenge und Aufforstung bzw. nachwachsender Holzmenge zu erreichen.
Zur Erreichung dieses Zieles schlägt er neben konkreten Maßnahmen zur Anpflanzung von Bäumen interessanterweise auch Maßnahmen zur Verringerung des Holzverbrauches durch verbesserte Heiz- und Bautechniken vor. All dies sind Gedanken, die erstaunlich modern wirken und sich gut in unsere heutige Zeit übertragen lassen.
Zusammengefasst lässt sich „Nachhaltigkeit“ demnach begrifflich auf die langfristige Bewahrung natürlicher Ressourcen durch ihre pflegliche Nutzung und Hege verdichten.
Nicht alle Dinge, die heute mit diesem Etikett versehen werden, haben die Bezeichnung verdient. Ich denke beispielsweise an Pflanzungen zur schnellen Energieholzgewinnung, großflächigen Anbau von Energiemais mit seinen negativen Folgen für die Fruchtbarkeit von Böden und Solarfarmen auf bestem Ackerland – um nur einige zu nennen.
Nachhaltigkeit bekommt man eben nicht geschenkt, man muss sie sich verdienen und erarbeiten.
Wirklich nachhaltig im Sinne des Erfinders sind Maßnahmen und Vorgänge nur dann, wenn sich das auch für die Auswirkungen auf das sie umgebende Gefüge behaupten lässt.